Zwischen Himmel und See

Gibt es da überhaupt Berge? Kann man dort auch wandern? Verwöhnt aus Südtirol liegt nun der zweite Teil unseres Urlaubs vor uns. Freistehende Hütte mit Sauna und Garten - das klingt gut. Aber Traunseen, nie gehört. Nicht verwunderlich als ehemalige Wanderurlaub-Verächter.

 

Wie eine kleine hölzerne Wachstation thront unser neues Zuhause auf 830 Metern Höhe über einem nur spärlich bewohntes Gebiet. Hintergrundkulisse sattes Grün des angrenzenden Waldes und grau schattierte Bergspitzen des Feuerkogels und anderer über 1.000er. 

 

Doch dann - Pechsträhne. Zwei Arztbesuche bringen Leylas Diagnose: geplatztes Trommelfell nach Mittelohrentzündung. Ein Autoreifen verliert Luft, die Motor-Warnlampe leuchtet und Markus Wanderschuhe müssen ohne Sohle die Berge erklimmen. Dass Lucy bei der Rückfahrt zur Hütte in Auto kotzt, spielt schon keine Rolle mehr.

 

Bis auf Klappgeräusch der Wanderschuhe können wir die Urlaubsidylle bald wieder herstellen. Nur Leyla beschäftigt uns weiter. Wir haben mehr als 30 Grad. Leyla darf zunächst nicht in die Sonne, muss in der Hütte bleiben. Wir auch. Abwechselnd. Wenn du auf einem Schemel sitzt und in alle Ruhe Tannennadeln von einem Zweig zupfst, um daraus ein Saunaöl herzustellen, dann weißt du, dass du erholt bist.   

 

Mittag Tag 2

"Du Mama, gibt es hier Schlangen?"

"Ach Quatsch, Lucy"

"Bist du sicher, Mama?"

"Ja, da hast du bestimmt nur einen Ast gesehen"

"Und was ist das?"

"Äh, ja... das ist wohl doch eine Kleine."

 

Eine Blindschleiche als Haustier gibt es also auch für ein abgerundetes Bild unseres kleinen Familien-Microkosmos: Papa geht Feuerholz sammeln, die Mädels bereiten Stockbrot-Stöcke vor, Mama schneidet Kartoffeln.

 

Wir baden in unberührten Naturseen. Auf den Wanderungen begleiten uns mehr und mehr perfektionierte Wanderstöcke aus den Vorräten der Wälder. Kurzatmigkeit? Weiter geht es. Muskelziehen? Nur die Harten kommen in den Garten. Tropfend blutenden Knie... ok, das letzte Stück dann doch Huckepack bei Mama. Und dann ist es geschafft: Wir besteigen unser erstes Familien-Gipfelkreuz. 

 

Nach der intensiven Naturerfahrung der ersten Woche bringt Familie Kuper ihren Camper und ein Stück Zivilisation mit. Freude mit Freunden, in den letzten Monaten eine eher seltene Situation. Shoppingcenter und Gaststätte zur Geburtstagsfeier - aber alles mit Maske. Da ist sie also wieder die Realität, Leben auf Distanz - welcome home!