USA

Zwischen den Säulen

Nächste Station ist der Nationalpark Bryce Canyon. Im Gegensatz zum Grand Canyon haben wir keine Ahnung, was uns erwartet. Allerdings haben wir uns für eine der beiden Übernachtungen ein Zimmer in der Hotel-Lodge geleistet. Das Gebiet ist bewaldet, bei den Häusern handelt es sich ausschließlich um mehr oder weniger große Holzbauten. Alles ist sehr naturnah angelegt. Es sind vergleichsweise wenige Menschen im Bryce Nationalpark unterwegs. Und es ist teuer. Unser Hotel ist die teuerste Übernachtung unserer USA-Reise.

 

Als wir unsere Suite betreten, sind wir allerdings enttäuscht. Sie ist groß, geräumig mit zwei Räumen, der Standard ist in Ordnung. Aber irgendwie wirkt es auch gesichtslos. Nichts erinnert daran, dass wir uns in einem Nationalpark befinden. Die Möbel sind austauschbar und erinnern eher an eine AWO-Unterkunft. Wir stellen fest, dass wir diesen Standard in einem Nationalpark gar nicht wollen und viel lieber draußen in der Natur sind. Insgesamt bestätigt sich unser erster Eindruck: Der Bryce Canyon it eine Art Nobel-Nationalpark. Mit Wehmut erinnern wir uns daran, dass und auf dem Campingplatz im Grand Canyon zwei Elche begrüßt haben, als wir ankamen.

 

Wir haben eine lange Anreise hinter uns und es ist bereits Nachmittag. Wir schleppen die Sachen ins Zimmer und brechen rasch auf zum Canyon. Auch hier taugt der erste Blick nicht unbedingt zum Aha-Erlebnis. Im Kopf sind die gewaltigen Eindrücke des Grand Caynon gespeichert. Dagegen wirkt hier alles recht überschaubar. Doch die Szenerie ist skurril, macht uns neugierig: Zu unseren Füßen stehen hunderte Säulen aus rotem Sandstein.

 

Am ersten Tag unternehmen wir einen Rim-Walk und gehen mehrere Kilometer entlang der Kante zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Am Morgen des zweiten Tages steigen wir schließlich in den Canyon hinab und beginnen eine ausgedehnte Tour. Dort unten erschließt sich uns eine eigene Welt. Wir wandern durch die Säulenlandschaft. Es geht permanent bergauf oder bergab. Die Strecke verlangt uns wieder einiges ab, zudem steckt uns noch die Tour durch en Grand Canyon in den Beinen.

 

Doch das Bild, das sich uns bietet, entschädigt schließlich für alle Strapazen. Der Sand, das Gestein: Alles leuchtet rot in der Sonne und wird nach oben hin immer heller. Auch die Phantasie geht mit uns spazieren. Wir denken an einen versteinerten Märchenwald, ein Abbild der chinesischen Tonsoldaten, ein Säulengang in einer römischen Tempelanlage, die Türme einer zerbröselnden Strandburg, Phallus-Symbole aus Lehm oder Sein gewordene Marterpfähle.

 

Am späten Nachmittag ziehen wir schließlich um auf den privaten Campingplatz Ruby’s Inn vor den Toren des Nationalparks. Den Abend verbringen wir mit den ersten Versuchen, Marshmallows am Stock im Lagerfeuer zu rösten. Es klappt noch nicht einwandfrei, doch unsere Technik sollten wir im Laufe der Reise bis zur Perfektion verfeinern.

 

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