Vietnam

Schwimmende Dörfer

Im Schneckentempo verlassen wir NinhBinh. Auf den ausgewaschenen Straßen tastet sich der Fahrer an jede Pfütze heran, nicht wissend, wie tief sie ist. Wir wollten den Nationalpark Cuc Phuong besuchen, der aufgrund des Taifuns aber nicht mehr begehbar ist. Unser Ziel ist nun KenGa, was soviel wie schwimmende Dörfer bedeutet. Wie steigen von Auto auf einen kleinen Kahn um und schippern los in eine Wasserlandschaft inmitten einer Bergwelt von atemberaubender Ursprünglichkeit. Nach einigen Kilometern erreichen wir ein Dorf. Auf dem schmalen Grat Land zwischen Felsen und Fluss haben die Einwohner ihre Häuser errichtet. Es herrscht eine friedliche Stille. Als wir ankommen, waschen die Leute ihre Kleidung im Fluss, bereiten Essen vor oder sind auf dem Wasser zum Fischen. Alltag in KenGa, einem Flecken Land, zum den keine Straße dieser Welt führt, die nur per Boot zu erreichen. Wir kommen uns wie Eindringlinge vor, doch die Menschen winken uns freundlich zu.

 

Den Nachmittag verbringen wir noch einmal in Hanois Altstadt, die uns mit ihrem quirligen Chaos ans Herz gewachsen ist. Kerstin hat auch einen Termin. Bei einer Schneiderin hat sie sich ein Seidenbolero fürs Hochzeitskleid anfertigen lassen. Nachdem sie vier Tage zuvor zum Ausmessen und erster Anprobe in dem kleinen Hinterhof-Laden war, soll das gute Stück nun abgeholt werden. Markus darf davon nichts sehen, muss auf der Straße warten. Die Jacke sitzt noch nicht, es muss nachgearbeitet werden. In einer halben Stunde kann sie wiederkommen. Bei der nächsten Anprobe ist Kerstin auch noch nicht zufrieden, sie lässt es nacharbeiten. Langsam wird die Zeit knapp, da wir mit dem Fahrer verabredet sind, der uns zum Flughafen-Hotel bringen wird. Doch nach dem nächsten Besuch kommt Kerstin mit Tüte aus dem Laden, es hat noch geklappt. Anschließend verlassen wir Hanoi mit etwas Wehmut, haben noch fünf Stunden Schlaf, bevor um 6.40 Uhr unser Flugzeug nach Hue startet.

 

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