Bonjour France

Mit dem Camper gehen wir übervorsichtig um. Bloß den Freunden nichts kaputtmachen. Lange dauert es nicht, da brechen wir einen Griff von Schrank ab und zertrümmern den Fußtritt, der zum Einsteigen dient. Damit war der Bann gebrochen und wir haben uns fortan ganz unbefangen bewegt. Von diesem Moment an ist auch nichts mehr in die Brüche gegangen.

 

In Buzancy/Frankreich campen wir auf einem schönen, modernen Platz an einem kleinen Fluss mit Wald und Badeteich. Es gibt sogar einen sonnigen Nachmittag und einige der schönsten Momente unserer Tour. Leyla und Lucy schließen Freundschaft mit einem holländischen und einem französischen Geschwisterpaar im gleichen Alter. Die Sechser-Gang streift Hand in Hand über den Campingplatz, alle erzählen sich alle etwas in ihren Sprachen. Das ist Europa, drei Wochen vor der Europawahl.

 

Die Gegend hat am meisten berührt. Es ist weniger die scheinbar unangetastete Landschaft. Alle kleinen Orte haben ihre Struktur erhalten, nirgendwo sehen wir ein Neubauhaus, schon gar kein Neubaugebiet. Es scheint, als läge ein Schleier auf allem. Wer aber genau hinschaut, sieht, dass jedes Haus, jede Kirche, jeder Bauernhof schon einmal runtergebrannt war. Buzancy liegt inmitten der Region, in der vor genau 100 Jahren der 1. Weltkrieg tobte. Dessen Höllenort Verdun liegen nur wenige Kilometer von uns entfernt. Das ist Europa, drei Wochen vor der Europawahl.

 

Am Abend vor der Weiterfahrt nach Paris essen wir im Restaurant der 330-Seelen-Gemeinde Buzancy. Es wird ein Abend, der sämtliche Klischees bedient. Wir sind die einzigen Gäste. Das Interieur stammt noch aus den 40er Jahren. Wir sehen, wie der Koch alles frisch zubereitet. Selbst die Kartoffeln werden per Hand zu Pommes geschnitten. Und das Essen ist wirklich regional aus den Ardennen. Fantastique!

 

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